Der Heilige Otmar

Der Hl. Otmar ist der eigentliche Klostergründer von St. Gallen. Er stammt aus einem alemannischen Geschlecht und wurde in der Kathedralschule von Chur ausgebildet. Ihm wurde vom alemannischen Adel zugetraut, die Einsiedler, die sich um die Zelle des Hl. Gallus angesiedelt hatten, zu einer Gemeinschaft zusammenzuführen und dadurch die Gründung des Hl. Gallus zukunftsfähig zu machen. Er brachte aus Chur rätische Mönche mit, baute ein erstes Kloster, dem er eine strenge Regel gab, die den vormaligen Einsiedlern im Tal der Steinach entsprach und wurde ihr erster Abt.

Schnell wuchs das Kloster, was vor allem an der Persönlichkeit Otmars lag. Er war ein Vorbild und seinen Glauben authentisch. Persönlich kümmerte er sich um die Kranken und Schwachen, veranlasste den Bau einer Krankenstation und eines Hauses für die Unheilbaren und Sterbenden. Mit dem immer größer werdenden Besitz des Klosters half er vielen Notleidenden. Dieses soziale und kulturelle Zentrum wurde von der Bevölkerung sehr unterstützt. Hinzu kam noch, dass die Alemannen in Otmar und seiner Gründung eine Möglichkeit sahen, sich gegen die immer aggressiver auftretenden Franken zu behaupten. Sie überließen dem Kloster ihr Hab und Gut und durften es dafür als erbliches Lehen weiter bewirtschaften. So kam auch das Gebiet von Wasserburg in sanktgallischen Besitz [wahrscheinlich als Stiftung der Patachinger beziehungsweise der Familie der Hadupert-Patucho-Sigiberte]

Ein Jahr nach dem „Blutgericht von Canstatt“, bei dem nahezu die gesamte Alemannische Führungsschicht ausgelöscht wurde, drängte der fränkische König Pipin der Jüngere Abt Otmar zur Übernahme der Benediktinerregel für sein Kloster. Otmar willigte ein und konnte damit vorerst die schwierige politische Lage entspannen. Allerdings wurde die Abtei schon bald wieder wegen ihrer großen Besitztümer von den umliegenden bedrängt. Die Grafen von Bregenz, der Bischof von Konstanz und auch die Vögte im Argengau, in dem die Herrschaft Wasserburg lag, waren Verbündete der Franken. [Noch heute weisen die Orte deren Kirchen ein Martinspatrozinium haben auf einen fränkischen Kontext hin. Im Umkreis von Wasserburg sind dies zum Beispiel Langenargen, Wangen, Weingarten und Bregenz].

Da die Franken ihre Herrschaft über die Alemannen nach wie vor bedroht sahen und einen Aufstand fürchteten, musste der mächtige und angesehene alemannische Abt Otmar beseitigt werden. Er wurde durch gedungene Zeugen fälschlich angeklagt und zum Hungertod im Kerker der fränkischen Burg Bodman verurteilt. Das Urteil wurde später in eine Haft auf der Bodenseeinsel Werd umgewandelt, wo er bald darauf am 16. November des Jahres 759 verstarb und beerdigt wurde.

Zehn Jahre nach seinem Tod holten die Mönche von St. Gallen den unverwesten Klostergründer heim und bestatteten ihn in der Klosterkirche. Die Legende berichtet, dass bei der Überführung ein heftiger Sturm über dem Bodensee tobte, aber das Schiff mit dem Leichnam Otmars so wundersam behütet wurde, dass sogar die Kerzen am Haupt und zu den Füssen des Heiligen brennen blieben. Auch das Weinfässchen, das die Mönche als Proviant mitführten, wurde nicht leer, soviel auch daraus getrunken wurde. Der Hl. Otmar wird daher auch in der Wasserburger Kirche mit einem Weinfass dargestellt und wird als Winzerpatron verehrt.

Sein Fest ist am 16. November.

Der Heilige Otmar – Teil des Hochaltar-Ensembles in der Pfarrkirche St. Georg